Todesanzeige

Mit großer Trauer lesen wir von diesem Fall bei MediNetz Bonn e.V., wo eine Patientin das Schicksal vieler Menschen erlitten hat, die in Deutschland durchs Raster fallen, weil sie keine ausreichende Krankenversicherung haben. Dieser Fall zeigt deutlich, wie dringend die Einführung eines Anonymen Krankenscheins für Bonn ist.

Vor zwei Wochen wurde das MediNetzBonn e.V. von einer Bekannten der Patientin Frau B. kontaktiert, die bewusstlos sei. Trotz des sofort veranlassten Rettungsdiensteinsatzes verstarb die Patientin zu Hause, die Todesursache ist noch unbekannt. Wir trauern mit den Angehörigen der Verstorbenen.Frau B. lebte seit einigen Jahren in Bonn, war ehemalige Botschaftsmitarbeiterin in Bonn. Nach dem Umzug der Botschaften nach Berlin bestand für sie keine Aussicht auf Bleiberecht. Da sie ihre Heimat Bonn zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verlassen wollte, entschied sie sich trotz aller negativen Konsequenzen zu bleiben.In unserer Sprechstunde, in der wir sie wenige Tage zuvor kennengelernt hatten, gab Frau B. an, seit einigen Wochen Schmerzen zu haben und geschwächt zu sein. Wir vermittelten ihr noch für die gleiche Woche einen Termin bei einer mit uns kooperierenden Praxis. Wie wir regelmäßig betonen, bleibt es immer in der Verantwortung der Patient*innen, bei einer Verschlechterung von Symptomen ggf. den Notruf zu verständigen. Für Frau B. kam jede Hilfe zu spät und wir stehen vor vielen Fragen.Wäre es zu diesem Notfall gekommen, wenn es eine Möglichkeit für Frau B. gegeben hätte, ohne Angst vor Abschiebung einen freien Zugang zu medizinischer Versorgung und entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen zu erhalten? Die Schmerzen bestanden schon seit einiger Zeit – hätte durch eine frühere Abklärung der Symptome und eine entsprechende Therapie ein Fortschreiten einer Krankheit und somit ihr Tod verhindert werden können?
Da wir die Todesursache nicht kennen, können wir dies nicht vollständig beantworten.Wie kann es jedoch sein, dass Menschen zu große Angst haben, den Notruf zu wählen, da sie als langfristige Konsequenz eine Abschiebung befürchten? Wäre Frau B. noch am Leben, wenn diese Angst nicht bestünde, der Rettungsdienst schneller gerufen worden wäre und so schneller Hilfe hätte geleistet werden können? Die Fragestellung für betroffene Menschen ohne Papiere, ob eine Situation tatsächlich lebensbedrohlich ist oder die Gefahr der Abschiebung schwerer wiegt, ist eindeutig unzumutbar.Und dabei handelt es sich nicht um einen Einzelfall: Wir wissen, dass es in unserer Mitte viele Menschen gibt, die ohne ausreichenden Zugang zur Krankenversorgung leben und denen durch einfache Früherkennung und Vorsorge schlimme Leidensgeschichten erspart bleiben könnten. In diesem Jahr mussten wir bereits von einem Patienten Abschied nehmen, den wir viele Jahre betreut hatten; nach schwerer Krankheit verstarb er im April in einem Bonner Hospiz. Um allen Menschen Zugang zu ausreichender gesundheitlicher Versorgung zu ermöglichen, brauchen wir schnelle, pragmatische Lösungen.

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